Grabmal der holländischen Hofgärtner  

Unter den Hofgärtnergräbern in Potsdam und Umgebung ist das 1778/79 errichtete Epitaph in Stolpe (heute Teil von Wannsee) für zwei in Holland angeworbene preußische Hofgärtner das älteste und prächtigste Grabmonument. Im Zentrum stehen drei Texttafeln, die Angaben zum Leben von Martin Heydert, Joachim Ludwig Heydert und dessen erster Ehefrau Maria Magdalena Heydert enthalten.

Ausdrucksstark fällt daneben vor allem die Figur mit der Sense ins Auge, die den Gott Chronos (bzw. Saturn) darstellt. Der antike Gott galt als Lehrer des Ackerbaus und verkörperte als alter Mann mit Flügeln das Flüchtige und Vergängliche der Zeit. In Stolpe erscheint er ebenso als Personifikation des Todes, der eine Texttafel mit den Lebensdaten der Verstorbenen (sog. Vitentafel) beschreibt. Die qualitätvolle Figur könnte von Christian Wilhelm Meyer in Berlin oder von einem damals in Potsdam tätigen Bildhauer stammen. Wie kam das außergewöhnliche Monument in die kleine Dorfkirche auf dem Glienicker Werder? 

Anlass für die Errichtung war der Tod von Maria Magdalena Heydert, geborene Krooken (Krokin) im Jahr 1777. Sie stammte aus dem dänischen Jütland und war mit vierzehn Jahren als Vollwaise zu ihrer Tante nach Holland gezogen. Dort hatte sie Joachim Ludwig kennen gelernt. Ihre Ziviltrauung 1752 wurde im Rathaus von Amsterdam vollzogen und die Hochzeit im nordholländischen Schloss Tulpenburg gefeiert. Nach siebzehnjähriger Tätigkeit in den Gärten Isaak de Pintos, wo auch einer der Halbbrüder Heyderts eine Anstellung gefunden hatte, war Joachim Ludwig in Tulpenburg zum Obergehilfen aufgestiegen. Seine Hochzeit richtete die Tulpenburger Herrschaft aus. 

Der Garten de Pintos war damals berühmt für seine Grottierarbeiten. Drei Jahre nach Heyderts Hochzeit war dort der preußische König Friedrich II. erschienen, um diese persönlich in Augenschein zu nehmen. Der König war begeistert und beschloss, in Potsdam einen ähnlichen Garten anzulegen. Als Friedrich erfuhr, dass der holländische Gärtner in Tulpenburg gar nicht aus Holland, sondern aus Klein-Glienicke bei Potsdam stammte, war er entschlossen, Heydert abzuwerben. Der erste Versuch blieb zunächst erfolglos, da Friedrich inkognito als polnischer Kapellmeister verkleidet nach Holland gekommen war. Heydert willigte erst ein, als der König seine wahre Identität preisgegeben und die geforderte Altersversorgung für Heyderts Ehefrau zugesichert hatte. 

Epitaph der Familie Heydert, Kirche am Stölpchensee, Berlin Wannsee

Viele Jahrzehnte zuvor war bereits Joachim Ludwigs Vater Martin Heydert aus Holland als Hofgärtner nach Potsdam berufen worden. Die Vitentafel in der Mitte des Epitaphs hält seine wichtigsten Lebensstationen fest. Der gebürtige Schlesier war nach der Lehrzeit im fürstlichen Garten Oels und seinen Wanderjahren in Sachsen, Hessen und Frankreich nach Holland gekommen. Von dort hatte ihn der Große Kurfürst am 18. Februar 1686 – das Epitaph hebt das Datum stolz hervor – als Planteur und Gärtner nach Klein-Glienicke berufen. Gärtner aus Holland sollten damals den Fachkräftemangel im brandenburgischen Gartenbau ausgleichen, der speziell an Orangerie- und Obstgärtnern herrschte. In Glienicke war Martin Heydert für die Pflanzung und Pflege der schlossnahen Obstgärten, den Unterhalt der Zitrusfrüchte und Feigen in der Orangerie und wohl auch für den großen Baumgarten zuständig, der dort 5000 Bäume umfasste. Die bildhauerische Dekoration des Epitaphs mit Äpfeln, Birnen, Pflaumen (auch Orangen und Feigen?) sowie Melonen und Weintrauben stellen gewissermaßen den Ertrag der Glienicker Anlagen vor Augen, der für die Hofküche und den Weinkeller des Kurfürsten bestimmt war. In Glienicke braute außerdem Cornelius Ruyggens aus Breda holländisches Bier für den kurfürstlichen Hof. 

Martin Heydert bezog eine Dienstwohnung im kurfürstlichen Jagdschloss Glienicke. Die glänzendste Zeit erlebte das Jagdschloss offenbar erst nach dem Tod des Großen Kurfürsten 1688 unter Friedrich III./I. Aber 1713 wurden die königlichen Gärten durch Friedrich Wilhelm I. aufgelöst und Heydert als Hofgärtner entlassen. Er konnte den Glienicker Garten allerdings in Pacht nehmen und seine bisherige Wohnung behalten. Als 1715 in den Seitenflügeln des Schlosses ein Lazarett einzog, beschäftigte Heydert in seinem Garten auch rekonvaleszente Gardesoldaten. 

Martin Heydert war zweimal verheiratet. Aus den Ehen gingen laut Inschrift des Epitaphs „fünf Söhne und drei Töchter“ hervor. Joachim Ludwig stammte aus der zweiten Ehe mit Maria Magdalena Hasse, Tochter eines kurfürstlichen Leibkutschers. Die Kinder wuchsen in Glienicke auf. Nach dem Tod des ältesten Sohns 1727 verstarb der Vater im August des folgenden Jahres im Alter von 73 Jahren. Da Glienicke damals keine eigene Kirche besaß, war die Beisetzung von Joachim Ludwigs Halbbruder und seinem Vater im nahegelegenen Stolpe erfolgt. Nachdem Joachim Ludwig später durch seine florierende Handelsgärtnerei in Potsdam zu beachtlichem Wohlstand gekommen war, ließ er beim Grab des Vaters das Epitaph errichten und eine Familiengruft ausbauen. Dort wurde 1786 auch Joachim Ludwigs zweite Ehefrau (seine früher in Amsterdam lebende Nichte Katharina Pleymert) und 1794 er selbst beigesetzt. 

– Stefan Gehlen, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Titelbild: Laubengänge im Holländischen Garten unterhalb der Bildergalerie │ Foto: SPSG, Carl Hohhrath