Schlösser. Preußen. Kolonial.

Bis 31. Oktober 2023 zeigt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Berliner Schloss Charlottenburg die Sonderausstellung „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf den engen Beziehungen Brandenburgs zu den Vereinigten Niederlanden.  

Denn die „Niederländische Westindien-Kompanie“ (WIC) diente dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm 1682 als Vorbild für die Gründung der „Brandenburgisch-Afrikanischen Compagnie“ (BAC), zu deren Haupteinnahmequelle sehr schnell der Versklavungshandel wurde. Mindestens 20.000 versklavte Menschen verschleppten die Brandenburger von ihren Handelsstützpunkten an der westafrikanischen Küste im heutigen Ghana nach Amerika.

Die Medaille zeigt zwei brandenburgische Dreimaster vor einer Küste mit der Bezeichnung „GUINEA“. Die Umschrift erläutert den Zweck der Fahrt: „Wie das Eisen durch den Magneten, werden die Schiffe hierher vom Gold angezogen“. Anlass der Medaillenprägung war der Einstieg Brandenburgs in den transatlantischen Handel mit Gold, Elfenbein und versklavten Menschen.

Medaille auf den Beginn der brandenburgischen Schifffahrt an die Küste Westafrikas, 1681, SPSG │Foto: Wolfgang Lies/Ilona Schwarz

Johann Moritz von Nassau-Siegen, Gouverneur der Niederländischen Westindien-Kompanie in Brasilien war einer der Hauptakteure des niederländischen Kolonialismus. Außerdem war er eng verflochten mit dem brandenburgischen Hof. Von 1637 bis 1644 verwaltete Johann Moritz die niederländische Kolonie in Brasilien und betrieb dort gewinnträchtige Zuckerplantagen und –raffinerien, wo er versklavte Menschen aus Afrika unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten ließ.

Nach seiner Rückkehr aus Südamerika diente Johann Moritz dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm als Statthalter im Herzogtum Kleve und der Grafschaft Mark, später auch im Fürstentum Minden. Beide verband eine Freundschaft, die durch die Ehe von Friedrich Wilhelm mit Louise Henriette von Oranien, einer Cousine von Johann Moritz, verfestigt wurde. 

Für diese Verbindungen zwischen den Niederlanden und Brandenburg steht ein Ensemble von Elfenbeinmöbeln, die der brandenburgische Kurfürst 1652 erwarb. Sie waren um 1640 im Auftrag von Johann Moritz von Nassau-Siegen in Brasilien hergestellt worden. Die Handels- und Transportwege des Elfenbeins von der Westafrikanischen Küste nach Südamerika waren die gleichen wie die für versklavte Menschen, die regelmäßig unter unmenschlichen Bedingungen über den Atlantik verschifft wurden. Viele überlebten diese Fahrten nicht. Mit den Gewinnen aus dem Menschenhandel finanzierte er Kunst und Wissenschaft an seinem Hof, und damit auch die Möbelgarnitur aus Elfenbein. 

Mit dem Monogramm von Johann Moritz, das sich auf dem Sessel der Möbelgarnitur befindet, waren offenbar auch versklavte Menschen gebrandmarkt worden. Erst kürzlich ist ein solches Brandzeichen auf der Schulter einer unbekannten Schwarzen Frau identifiziert worden, die Zacharias Wagner, ein Künstler im Gefolge des Johann Moritz, in Brasilien gezeichnet hatte. 

Indirekt können auch die großen Mengen ostasiatischen Porzellans, das für den brandenburgisch/preußischen Hof seit dem 17. Jahrhundert angekauft wurde, mit dem Versklavungshandel in Verbindung gebracht werden. Denn diese Kunstwerke kamen über die „Niederländische Ostindien-Kompanie“ (VOC) in die Schlösser. Die VOC wäre allerdings ohne Sklavenarbeit und den Versklavungshandel nicht konkurrenzfähig gewesen, da erst der Einsatz von Versklavten den Handel profitabel machten. Dies betraf den gesamten Überseehandel mit Ostasien und damit auch den Porzellanhandel. 

Alle diese Zusammenhänge, und noch viele mehr, können in der Sonderausstellung der SPSG „Schlösser. Preußen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus“ im Schloss Charlottenburg erfahren und vertieft werden.  

– Dr. Susanne Evers, Sammlungskustodin, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

04.07.2023 – 31.10.2023 │ Dienstag – Sonntag: 10:00 -17:30

Schlösser. Preussen. Kolonial. Biografien und Sammlungen im Fokus

Schloss Charlottenburg – Neuer Flügel
Spandauer Damm 10-22
14059 Berlin

Titelbild: Frans Post (Umkreis), Ansicht von Mauritsstad bei Recife von der Seeseite, um 1650, SPSG │ Foto: Klaus Bergmann

Das Gemälde zeigt im Hintergrund Mauritsstad, Hauptstadt von Niederländisch-Westindien