Historische Mühle von Sanssouci

Selbstbewusst formulierte der Oberbaudirektor und Niederländer Jan Bouman, dass „die hiesigen H. Baumeisters die Mechanic nicht verstehen“, als er 1761 die Bauunterlagen für eine doppelte Ölmühle einreichte. Genau analysiert er die Ursache für das fehlende Können hiesiger Baumeister, die nur das tradierte Wissen der Müller umsetzten. 

Historische Mühle im Park Sanssouci │ Foto: SPSG, Nadine Conrad

Jan Bouman und der Zimmermann Adrian den Ouden, die gemeinsam nach Potsdam kamen, waren an zahlreichen Mühlenbauprojekten beteiligt. Als Unternehmer waren sie häufig finanziell daran beteiligt. Zur Herstellung der damals beliebten Graupen importierte den Ouden zudem geeignete Mahlsteine und warb einen Müller an. Spezielle Mühlen, wie die Nähnadelmühle, entstanden auf Befehl des Königs, der für Brandenburg von dem Wissenstransfer profitieren wollte.  

Die Historische Mühle wird meist im Zusammenhang mit dem Schloss Sanssouci genannt. Dabei ist der Mühlenstandort sechs Jahre älter. Im Jahr 1737 erhielt der Müller Johann Wilhelm Ludewig Graevenitz die Baugenehmigung für eine Bockwindmühle, die Teil des Mühlenbauprogramms für die wachsende Stadt war. Mitte des 18. Jahrhunderts versorgten 21 Mühlen 15 500 Potsdamer Einwohner. 

Mit Baubeginn von Sanssouci beklagte sich der Müller bei Friedrich II. über die Einschränkungen durch Bauarbeiten und Bäume im Park. Daraus entstand die Legende des aufsässigen Müllers von Sanssouci. Klagefreudig waren auch die nachfolgenden Mühlenbesitzer. Sie wollten die Pacht erlassen bekommen. 

Die baufällige Bockwindmühle ersetzte der Hofzimmermeister Cornelius Willem van den Bosch durch die hoch aufragende Galerieholländermühle. Sein Vater kam als Grenadier und Zimmermann nach Potsdam. Er selbst erlernte die Mühlenbaukunst in den Niederlanden. Mitten in den Arbeiten starb er. Sein Sohn Christian Ludwig vollendete die Mühle, sodass der Müller Carl Friedrich Vogel 1791 den Mahlbetrieb aufnehmen konnte. Die Familie van den Bosch war anderthalb Jahrhunderte in Potsdam als Zimmermeister tätig. Christian Ludwig war Mitglied der ersten Stadtverordnetenversammlung Potsdams. 

Friedrich Wilhelm IV. ließ den Mühlenberg durch Ludwig Persius zu einem romantischen Ort umbauen und den Mahlbetrieb einstellen. 1861 öffnete die Historische Mühle als technisches Museum. Zum Inventar gehörten unter anderem drei Mahlgänge, Ausrückvorrichtungen, Sackaufzug und Schüttelsiebe. 

1945 brannte die Mühle bei Kämpfen des Zweiten Weltkriegs bis zum Mühlenstumpf ab. Nachdem die ersten Pläne zum Wiederaufbau Ende der 1970er Jahre entstanden, begann die Handwerkskammer 1983 mit den Arbeiten. Zehn Jahre später war die Mühle äußerlich wiederhergestellt. Seitdem wurde die Technik beständig erweitert. Heute wird neben dem Museumsbetrieb wieder Mehl hergestellt. 

– Susanne Marok, Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg e.V.

Dieser Beitrag stammt aus dem Stadtrundgang „Holland in Potsdam“, der anlässlich der Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ (8.7.– 22.10.2023) konzipiert wurde und zu 20 verschiedenen Orten in Potsdam mit niederländischem Bezug führt. Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als kostenfreie Audiotour auf der Barberini App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres 2023 zudem als „Kleiner Kunstführer“ in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.

Titelbild: Neue Kammern und die historische Windmühle im Park Sanssouci │ Foto: SPSG, Reinhardt und Sommer