Das Potsdam Museum im Alten Rathaus

Das Alte Rathaus in Potsdams historischer Mitte entstand im Auftrag des preußischen Königs Friedrich II. im von ihm bevorzugten Rokokostil zwischen 1753 und 1755. Es befindet sich am Alten Markt, dem ältesten Stadtplatz Potsdams, in unmittelbarer Nachbarschaft zum heute rekonstruierten Stadtschloss, neben dem Museum Barberini sowie der Nikolaikirche. Es ist der vierte Bau an dieser Stelle, der erste ist bereits im 16. Jahrhundert nachweisbar. 

Im Zuge der Umgestaltung Potsdams zur preußischen Residenz in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde im Auftrag Friedrichs des Großen vor allem der Alte Markt mit seinen angrenzenden Gebäuden großen Umbaumaßnahmen unterworfen. Die Pläne dafür lieferten der aus den Niederlanden stammende Johann oder Jan Bouman sowie der preußische Baumeister Christian Ludwig Hildebrandt. Jan Boumann war 1732 auf Einladung Friedrich Wilhelms I. aus Amsterdam nach Potsdam gekommen, um hier das Holländische Viertel zu errichten. 

Als Vorlage für den Neubau des Rathauses bestimmte Friedrich II. einen nicht ausgeführten Entwurf des italienischen Renaissancearchitekten Andrea Palladio für den Palazzo Angarano in Vicenza. Darüber hinaus finden sich Anklänge an das Pantheon in Rom. Die Atlasfigur ist vom hinteren Giebel des Amsterdamer Rathaus inspiriert. Die Fassade des dreigeschossigen Gebäudes wird durch sieben Achsen sowie acht korinthische Dreiviertelsäulen an der Schauseite zum Alten Markt gegliedert. Als Bekrönung der Pfeilervorlagen befinden sich auf dem Gesims des Mezzaningeschosses die ,bürgerlichen Tugenden’ einer guten Stadtregierung: Allegorien der Wachsamkeit, Standhaftigkeit, Überfluss, Gerechtigkeit, Kaufmannschaft und Vorsicht. Das Original der Allegorie der Kaufmannschaft befindet sich heute im Treppenaufgang des Potsdam Museums. 

Bis 1909 war das Alte Rathaus Sitz der Stadtverwaltung. Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude des Alten Rathauses bei der Bombardierung Potsdams in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1945 stark beschädigt. Nach der Wiederherstellung diente es ab 1966 als Kulturhaus „Hans Marchwitza“. Seit 2012 ist es Sitz des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte, das in einer ständigen Präsentation sowie in Sonderausstellungen Themen der städtischen und regionalen Geschichte sowie Kunst- und Kulturgeschichte zeigt. Darüber hinaus hat es sich als Veranstaltungsort etabliert.

– Anke Stemmann, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte

Dieser Beitrag stammt aus dem Stadtrundgang „Holland in Potsdam“, der anlässlich der Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ (8.7.– 22.10.2023) konzipiert wurde und zu 20 verschiedenen Orten in Potsdam mit niederländischem Bezug führt. Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als kostenfreie Audiotour auf der Barberini App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres 2023 zudem als „Kleiner Kunstführer“ in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.

Titelbild: Wilhelm Barth: Die Südostecke des Alten Marktes in Potsdam, 1823 │ Foto: Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Michael Lüder