Die Gloriette auf dem Bassinplatz

Der Bassinplatz war einst ein sumpfiges Gelände, das in den 30er Jahren des 18. Jahrhunderts an den Rändern trockengelegt wurde. In der Mitte entstand nach niederländischem Vorbild das namensgebende Bassin mit barocker Einfassung.

Ehemalige Gloriette am Bassinplatz, Foto: Bundesarchiv, Bild 170-036, Max Baur

Es diente zur Entwässerung des Sumpfes und damit zur Schaffung des Baugrunds für das Holländische Viertel. Das Wasser kam von der Havel über den Hasengraben durch den Heiligen See und von dort über den Alten Kanal in das Bassin. Der Abfluss erfolgte unterirdisch an der Ostseite des heutigen Platzes der Einheit zum Stadtkanal und von dort zurück in die Havel. Die Verbindung zum Fluss ermöglichte auch die Nutzung des Bassins als innerstädtischer Hafen. 

In der Mitte des Bassins befand sich eine Insel. Dort errichtete der holländische Architekt Jan Bouman in der Sichtachse zur Brandenburger und Benkertstraße einen kleinen Pavillon, Gloriette genannt. Dieses königliche Lusthaus nach holländischer Manier entstand im Auftrag Friedrich Wilhelms I. im Jahr 1739. Die Gloriette war für die zweite barocke Stadterweiterung von zentraler Bedeutung, da sie im Schnittpunkt der beiden neuen Blickachsen lag. Sie war, bevor im 19. Jahrhundert die Kirche auf dem Bassinplatz gebaut wurde, schon vom Brandenburger Tor aus zu sehen. Lediglich zwei Feste fanden in dem Pavillon statt: Die Einweihung 1739 und die Gedenkveranstaltung zum ersten Jahrestag der Schlacht bei Hohenfriedberg im Jahr 1746. Im Volksmund wurde es auch Tabakshäuschen genannt, weil das sogenannte Tabakskollegium des Soldatenkönigs hier zusammengekommen sein soll. 

Der Platz mit Linden rund um das Bassin lud zum Flanieren ein. Angeblich angelten die Potsdamer dort und liefen im Winter Schlittschuh. Dieser idyllischen Beschreibung des Schuldirektors Samuel Gerlach standen die Beschwerden der Anwohner gegenüber. Denn das Wasser stagnierte aufgrund des geringen Gefälles und dünstete üble Gerüche aus. 

Drei aufwendige Reparaturen im 18. Jahrhundert änderten nichts an dem Grundproblem. Während die Hohenzollern das Bassin erhalten wollten, forderten die Anwohner die Zuschüttung. In den 1820er Jahren entwarf der Gartendirektor Peter Joseph Lenné einen Plan zur Verkleinerung der Wasserfläche. Die Arbeiten begannen an der Westseite, wo ein Exerzierplatz entstand. In dessen Mitte wurde 1870 die katholische Kirche St. Peter und Paul eingeweiht, die bis heute den Platz dominiert. Sechs Jahre später wurde das Bassin endgültig zugeschüttet. Die Gloriette blieb erhalten und wurde in den 1930er Jahren als Ausstellungsraum für das Städtische Museum genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gloriette abgetragen. An ihrer Stelle entstand der sowjetische Ehrenfriedhof. 

– Susanne Marok, Jan Bouman Haus

Dieser Beitrag stammt aus dem Stadtrundgang „Holland in Potsdam“, der anlässlich der Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ (8.7.– 22.10.2023) konzipiert wurde und zu 20 verschiedenen Orten in Potsdam mit niederländischem Bezug führt. Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als kostenfreie Audiotour auf der Barberini App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres 2023 zudem als „Kleiner Kunstführer“ in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.