Das Potsdamer Stadtschloss

Jean Baptiste Broebes: Potsdamer Stadtschloss │ Foto: AKG-images, Willo Göpel 

Zu den prägnantesten Bauten der Potsdamer Innenstadt gehört das Stadtschloss. Seine heutige Erscheinung erhielt es durch den Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff um 1750, der es im Auftrag Friedrichs II., der Große genannt, entworfen hatte. Das Schloss wurde seinerzeit jedoch nicht neu gebaut, sondern aus Sparsamkeit dem Vorgängerbau lediglich vorgeblendet. Fensteröffnungen und Kubus blieben bestehen, nur die Seitenflügel wurden aufgestockt. 

Die ursprüngliche Schlossanlage war im 17. Jahrhundert vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm errichtet worden. Sie entstand zwischen 1662 und 1674 und ersetzte eine fast verfallene mittelalterliche Anlage. Der Neubau war Voraussetzung dafür, dass Potsdam neben Berlin offiziell zur zweiten Residenzstadt der brandenburgischen Kurfürsten ausgerufen werden konnte. Damit trat die Stadt in die europäische Geschichte ein. 

Carel Allard (zugeschrieben): Paleis Honselaarsdijk, 1689 – 1702 │ Foto: AKG-images, Willo Göpel 

Der kurfürstliche Schlossbau wurde vom Oranierschloss Huis Honselaarsdijk bei Den Haag inspiriert. Dessen Architekt war Pieter Post aus der Schule Jacob van Campens. Das holländische Vorbild wurde in den Napoleonischen Kriegen vollständig zerstört. Für Potsdam beauftragte Friedrich Wilhelm den im niederländischen Amersfoort geborenen hugenottischen Architekten Philip de Chiese. 

Für die Auswahl eines holländischen Architekten gab es mehrere Gründe. Erstens war Holland im 17. Jahrhundert das gesellschaftlich und wirtschaftlich modernste Land Europas und deshalb Ziel der kurfürstlichen Wissbegierde und Orientierung. Zweitens heiratete der Große Kurfürst Luise Henriette von Oranien-Nassau, die Tochter des Schlossherrn zu Honselaarsdijk, Friedrich Heinrich von Oranien. Zu Ehren seiner Gemahlin ließ der Große Kurfürst die Potsdamer Residenz nach dem Landsitz ihrer Kindheit umgestalten. Damit diente das Stadtschloss der Kurfürstin als Heimaterinnerung. Die Ehe des brandenburgischen Kurfürsten mit Luise Henriette von Oranien legte den Grundstein für folgende enge Verbindungen zwischen Potsdam und den Niederlanden. 

– Willo Göpel

Dieser Beitrag stammt aus dem Stadtrundgang „Holland in Potsdam“, der anlässlich der Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ (8.7.– 22.10.2023) konzipiert wurde und zu 20 verschiedenen Orten in Potsdam mit niederländischem Bezug führt. Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als kostenfreie Audiotour auf der Barberini App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres 2023 zudem als „Kleiner Kunstführer“ in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.

Titelbild: Das Potsdamer Stadtschloss │ Foto: A. Savin, WikiCommons