Historische Verflechtungen zwischen Holland und Brandenburg

Die Brandenburg.Ausstellung im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte thematisiert durch einzelne Exponate die Beziehung zwischen Brandenburg und den Niederlanden und bietet für Erwachsene und Kinder einen Audioguide auf Niederländisch an. Wissenstransfer, dynastische Verflechtungen sowie der Kulturaustausch zwischen beiden sind die wesentlichen Elemente dieser Verbindung. 

Die gemeinsame Geschichte der beiden Gebiete beginnt bereits im Mittelalter. In einer ersten Welle kamen im 12. und 13. Jahrhundert neben anderen auch niederländische Siedler im heutigen südlichen Brandenburg an. Im Fläming siedelten sich viele Flamen an, wie der Name noch heute verrät. 

Gerrit van Honthorst: Doppelportrait des Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. mit seiner ersten Ehefrau Luise Henriette von Nassau-Oranien, 1647, Mauritshuis, Den Haag

Die Beziehungen intensivierten sich im 17. Jahrhundert mit Regierungsantritt des Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Jahr 1640. Der Kurprinz hatte mehrere Jahre seiner Kindheit und Jugend in den Niederlanden verbracht. In dieser Zeit waren in Brandenburg die Verhältnisse vor allem von Armut, Hunger und durch Entvölkerung infolge des Dreißigjährigen Krieges geprägt. Holland dagegen erlebte das 17. Jahrhundert als das „Goldene Zeitalter der Kunst“. Kultur und Wirtschaft blühten auf. Die Eindrücke und Erfahrungen, die der brandenburgische Kurprinz in den Niederlanden gesammelt hatte, sollten sein Handeln als späterer Kurfürst beeinflussen. Friedrich Wilhelm, der später den Beinamen Großer Kurfürst erhielt, war bestrebt, Brandenburg nach niederländischem Vorbild zu gestalten. Die holländische Kultur erfuhr im ganzen Land große Wertschätzung und damit auch in der Stadt Potsdam. Niederländische Gewerbe bildeten die Vorlage für neue Manufakturen, niederländische Künstler und Ingenieure brachten ihre Fertigkeiten nach Potsdam und Brandenburg. 

Die Hochzeit des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm mit Luise Henriette von Oranien-Nassau vertiefte die Verbindung der beiden Dynastien zusätzlich. Sie legte den Grundstein für die Verflechtung auch in späteren Generationen. Friedrich Wilhelm schenkt seiner Frau im Norden Berlins die Domäne Bützow. Die Kurfürstin schätzte die ländliche Umgebung Berlins, die Landschaft soll sie an die niederländische Heimat erinnert haben. Luise Henriette ließ den Landsitz zu einem Schloss im holländischen Stil um- und ausbauen. Die umliegende Landschaft wurde ebenfalls nach holländischem Vorbild hergerichtet. Das neue Schloss erhielt ihr zu Ehren den Namen Oranienburg. Um das Schloss Oranienburg wurde eine Musterwirtschaft im niederländischen Stil angelegt, auch mithilfe holländischer Gärtner, Landwirte und Handwerker. Niederländische Arbeitskräfte wurden gezielt mit besonderen Privilegen angeworben, damit sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Brandenburg einbrachten. Landwirte aus dem Nachbarland gaben zum Beispiel Auskunft über ihre Produktions- bzw. Anbauweisen von Butter, Käse, Obst und Gemüse. 

Der Kulturaustausch bleibt auch in der nächsten Generation erhalten. Einem Sohn des Kurfürstenpaars, dem preußischen König Friedrich I., lag der Ausbau aller hohenzollerischen Länder zwischen Königsberg im Osten und der an die Niederlande angrenzenden Residenz Kleve im Westen besonders am Herzen. Für viele Wirtschaftszweige holte er sich Wissen aus dem Heimatland seiner Mutter. Auch holländische Kunst und Kultur entsprachen dem Repräsentationsbedürfnis des neuen Königs. Ingenieurwesen, Baukultur und Kunst mit niederländischen Einflüssen lassen sich bis heute besonders in Potsdam, aber auch im ganzem Land Brandenburg finden. 

– Kirsten Foemmel, Dr. Katalin Krasznahorkai, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte

Dieser Beitrag stammt aus dem Stadtrundgang „Holland in Potsdam“, der anlässlich der Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ (8.7.– 22.10.2023) konzipiert wurde und zu 20 verschiedenen Orten in Potsdam mit niederländischem Bezug führt. Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte „Italien in Potsdam“ und „Frankreich in Potsdam“ als kostenfreie Audiotour auf der Barberini App dauerhaft zur Verfügung und wird im Laufe des Jahres 2023 zudem als „Kleiner Kunstführer“ in der Reihe der Publikationen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten veröffentlicht.

Titelbild: Blick in die Brandenburg.Ausstellung, Foto: HBPG, Thomas Bruns