Eindelijk geopend
Die Ausstellung Wolken und Licht. Impressionismus in Holland im Museum Barberini ist eröffnet! Erstmals in einer umfassenden Schau ist der niederländische Impressionismus von 1850 bis 1910 in all seinen Facetten zu erleben. Präsentiert werden 110 Gemälde von 39 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Vincent van Gogh, Johan Barthold Jongkind, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian und viele hierzulande noch weitgehend unbekannte niederländische Lichtkünstler.
Die europäische Landschaftsmalerei: eine Erfindung aus Holland
Seit dem 17. Jahrhundert gehörten Wolken, Wellen und Strand in der altmeisterlichen Landschaftsdarstellung zum Charakteristischen der niederländischen Kunst. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt die Landschaftskunst mit Caspar David Friedrich, William Turner und Pierre-Henri de Valenciennes in ganz Europa Relevanz. Als die französischen Impressionisten in der Malerei unter freiem Himmel den Moment als Signum der Moderne feierten, forderte dies unweigerlich die Reaktion der holländischen Künstler heraus.
Die Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ widmet sich diesem europäischen Dialog. Sie nimmt die Entwicklung der niederländischen Kunst zwischen den 1840er und den 1910er Jahren in ihrer Zwiesprache mit dem Impressionismus in den Blick.
Auch die französischen Impressionisten verehrten die holländische Landschaftsmalerei der Alten Meister. Dabei ging es ihnen weniger um die Identifikation mit einer nationalen Landschaft als um den Realismus dieser Malerei. Claude Monet hielt sich 1871 vier Monate in Holland auf. Hier hatte schon sein Vorbild Gustave Courbet in den 1840er Jahren Abstand vom französischen Kunstbetrieb gesucht, um seiner Malerei durch das Studium von Wolken und Wellen den für ihn charakteristischen realistisch-direkten Zugriff zu verleihen. Die Sammlung Hasso Plattner im Museum Barberini bewahrt zwei Gemälde Monets von diesem Aufenthalt. Sie zeigen eine für Monets Frühwerk ungewöhnlich intensive Farbigkeit und kraftvoll-kompakte Malweise.
Von der Haager Schule bis zum Luminismus
Holländische Künstlerinnen und Künstler sahen die Werke der Maler von Barbizon bei ihren Reisen nach Frankreich und seit den 1880er Jahren in der Sammlung des Malers Hendrik Willem Mesdag in Den Haag. Wie die französischen Impressionisten im Wald von Fontainebleau, so malten die holländischen Künstler bereits ab etwa 1850 das durch die Bäume hereinbrechende Licht im Wald von Oosterbeek.
Die Haager Schule widmete sich der Polderlandschaft unter hohem Himmel und schloss darin wie Eugène Boudin in Frankreich an die Wolkenmalerei der Alten Meister an. Charakteristisch für die Malerei von Willem Roelofs, Anton Mauve und Jacob Maris sind lichthaltige Grautöne, mit denen sie regenschwere Wolken über der Wiesenlandschaft zu Akteuren ihrer Bilder machten. Der Strand ist Schauplatz der Fischer, die ausfahren oder ihren Fang anlanden, wobei im Unterschied zur Marinemalerei oder Ausblicken auf das Meer aus der Zeit der Romantik bereits die subjektive Beobachtung ausschlaggebend ist.
Auf die Maler der Haager Schule folgten in den 1880er Jahren die Amsterdamer Impressionisten. Sie entdeckten die Stadt als Ort des modernen Lebens mit Einkaufsstraßen, Kaffeehäusern und elektrischem Licht. Der Strand wird nun Schauplatz für Freizeitaktivitäten wie Spazierengehen oder Eselreiten. Künstler wie George Hendrik Breitner und Isaac Israels, die die Werke von Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir oder Gustave Caillebotte aus den Pariser Ausstellungen kannten, suchten Motive des technischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels in der eigenen Umgebung.
Die nächste Generation niederländischer Künstler ließ sich ab 1890 vom französischen und belgischen Pointillismus inspirieren, den sie auf Ausstellungen in Amsterdam und Leiden kennenlernten. Für die nach 1905 entstandenen Landschaften, die Anregungen des französischen Fauvismus aufnahmen, fand sich bald der Begriff Luminismus. Unvermischte Farben und ihre expressive Steigerung in Simultankontrasten verbinden den späten Vincent van Gogh mit dem pointillistischen Frühwerk Piet Mondrians und belegen, wie der Impressionismus der Avantgarde auch in Holland Vorschub leistete.
Auf der Website des Museums Barberini finden Sie weitere Hintergründe zur Ausstellung, Pressestimmen, Expertengespräche, Veranstaltungstipps sowie praktische Informationen für Ihren Museumsbesuch.
Titelbild und alle weiteren Fotos: Museum Barberini, Sebastian Bolesch