Monets Gemälde aus Zaandam
Claude Monet, einer der wichtigsten Vertreter des französischen Impressionismus, reiste erstmals 1871 in die Niederlande. Er war damals 30 Jahre alt und befand sich auf der Rückreise nach Frankreich. Er kam aus London, wo er sich während des Deutsch-Französischen Kriegs aufgehalten hatte, um nicht als Soldat eingezogen zu werden. Viele Eindrücke dieser Reise prägten sein späteres Schaffen: Während ihn in London unter anderem Dunst und Nebel über der Stadtkulisse künstlerisch herausforderten, begeisterte ihn in Zaandam die von Wind und Wolken geprägte klare Witterung.
Zwei Gemälde Monets aus der Sammlung Hasso Plattner zeigen das Hafenbecken von Zaandam. Der Ort liegt unweit von Amsterdam, direkt am Nordseekanal. Auf der gegenüberliegenden Seite des Wasserwegs befinden sich die großen Anlagen des Amsterdamer Westhafens. Monet, der in Le Havre mit seinem großen Überseehafen aufgewachsen war, richtet hier den Blick auf den beschaulichen kleinen Ankerplatz Zaandams.
Beide Bilder sind sehr ähnlich angelegt: eine leicht bewegte Wasserfläche unten, in der mittleren Ebene ankernde Segelboote und die Häuser am Kai. An der linken Seite reicht das Hafenbecken bis fast an unteren Bildrand heran. Den oberen Bildteil bedeckt der bewölkte Himmel, vor dem die langen dünnen Wimpel der Schiffsmasten im Wind flattern. Der Ort scheint auf beiden Gemälden fast identisch zu sein, die Tageszeit dagegen nicht. Während das Bild Schiffe in Zaandam die Szene etwa um die Mittagsstunde zeigt, ist sie im Werk Der Hafen von Zaandam ins warme Licht der untergehenden Sonne getaucht.
Schon hier tritt Monets Interesse an unterschiedlichen Lichtverhältnissen deutlich hervor. Er analysierte mit diesen Arbeiten, welchen Einfluss das Sonnenlicht zu verschiedenen Tageszeiten auf die atmosphärische Wirkung einer Landschaft hat. Damit legte er den Grundstein zu einer völlig neuen Naturauffassung, die nicht nur sein eigenes Werk, sondern das Schaffen der ganzen impressionistischen Malergeneration prägen sollte.
Die beiden Werke sind Teil der Sammlung Hasso Plattner, die seit 2020 dauerhaft im Museum Barberini ausgestellt ist. Zu ihr gehören Werke von Claude Monet sowie Schlüsselwerke weiterer bedeutender Impressionisten wie Pierre-Auguste Renoir, Gustave Caillebotte, Berthe Morisot und Paul Signac. Über hundert Werke von zwanzig Künstlern führen durch die Geschichte des französischen Impressionismus – von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zur Weiterentwicklung durch die Pointillisten und Fauvisten in der Klassischen Moderne. Mit 38 Gemälden von Claude Monet beherbergt das Museum Barberini die größte europäische Sammlung seiner Werke außerhalb von Paris. Potsdam gehört damit zu den weltweit wichtigsten Ausstellungsorten impressionistischer Landschaftsmalerei.
– Dorothee Entrup, Museum Barberini